Gemäß dem Motto „Das letzte Kind trägt Fell“ habe ich beschlossen, in unregelmäßigen Abständen auf „Mutter-Hund-Tour“ zu gehen. Sabbatjahr im Kleinen, gewissermaßen. Trotz ungemütlichen 3°C und nasskalter Witterung suchten der Hund, seine Freundin und ich einen mir bis dato unbekannten Ort an der Grenze zwischen Rheinhessen und dem Nordpfälzer Bergland auf: Orbis. Klingt bedeutungsvoll und in der Tat: Dort entspringt die Selz. Alles klar, mag der Unkundige nun denken… Die Selz ist sozusagen der große Bach im recht wasserarmen Rheinhessen und schlängelt sich auf 61 km durch das rheinhessische Tafel- und Hügelland bis zur Mündung in den Rhein. An der Quelle war ich tatsächlich noch nie.
An der Selzquelle
Relief am Kneippbecken
Die junge Selz
Blick auf Orbis mit Donnersberg im Hintergrund
Die 16 km Wanderrunde durch das Vorholz und rund um den Kappelberg mit satten 358 m war nicht wahnsinnig spektakulär, aber wohltuend und vereinte Winter mit Graupelschauern und Frühlingssonnenschein – grad so, als wär schon April.
Wie Bären nach dem Winterschlaf aus der Höhle kommen, so tapsten wir Ende Februar durch die blendende Rheinhessen-Sonne bei nahezu 20 °C durch Feld und Flur. Es gab kein Halten mehr: Wir wagten uns zum Rundgang an einen anderen Ort, eine kleine Sensation, nachdem wir zuletzt in den Herbstferien woanders kleine Wanderungen unternommen hatten. Unsere Wahl fiel auf den Rochusberg bei Bingen am Rhein, wo wir eine schöne Wanderung durch Weinberg, Wäldchen und Städtchen unternahmen, dem Hund war’s fast zu warm. Um noch einen draufzusetzen, war am nächsten Tag die Hiwweltour Heideblick dran. Überall glücklich lächelnde Menschen – Vorfrühling sollte es auf Rezept geben.
Rochuskapelle Bingen
Heideblick – Rheinhessische Schweiz
Wieder daran erinnert, wie schön es ist, neue Wege zu entdecken und einfach draußen zu sein – dem Haus samt Computer zu entrinnen, packte ich einige Tage später Marley und seine beste Freundin ein. Der Leininger Burgenweg im Pfälzerwald war das Ziel, eine knapp 23 km Runde. Die Füße taten anschließend weh, aber es war wunderbar: Wetter, Wald, Wege und lauffreudige Hunde.
Neuleiningen
20 Röhren Brunnen
In der letzten Woche hatten wir einen kleinen Gast im Pflegekörbchen, mit dem noch keine Wanderungen möglich waren. Marley betätigte sich als großer Onkel ehrenhalber für einen Labradorwelpen aus dem Tierschutz.
Mein Blog ist ganz schön verwaist. Mit Beginn des Schuljahres im August verwandelte sich das Sabbatjahr zu einem schönen Traum. Das moggimobil wurde im Herbst in gute Hände verkauft; tatsächlich fährt jetzt ein „Baby-Marley“ darin durch die Welt. Zurückgekehrt bin ich an eine komplett veränderte Schule: Tablets, Masken, Hygienekonzept, Lüften, Quarantänen bestimmen den Alltag. Nach den Ferien Fernunterricht…
Zum Glück werde ich „gezwungen“, mich täglich auszulüften und zu bewegen. Hier ein paar Impressionen vom November:
Heute habe ich den 2020-Kalender weggeworfen. Beim Durchblättern erscheinen Termine wie „20 Uhr Weinstube“ oder „Konzert“ wie aus einem anderen Leben.
Was bringt 2021? Wir hoffen auf das Beste.
Du lebst Du bist am Leben Und das wird Dir bewusst Ohne nachzudenken Nur aufgrund der eigenen Lebenslust Das Gefühl das Du fühlst Sagt Dir es ist soweit Es ändern sich Zustand Der Raum und die Zeit Der Verstand kehrt zurück Doch Du setzt ihn nicht ein
Jeder Schritt neues Land Wird das immer so sein Du spürst die Lebensenergie Die durch dich durchfließt Das Leben wie noch nie in Harmonie und genießt Es gibt nichts zu verbessern Nichts was noch besser wär‘ Außer dir im Jetzt und Hier Und dem Tag am Meer
Theoretisch hatte ich vorgesehen, in diesem Jahr in Guédelon vorbeizuschauen. Dort in Burgund wird eine Burg mit den Materialien und Techniken des Mittelalters gebaut. Da dies erfahrungsgemäß etwas länger dauert, verschob ich den Besuch guten Gewissens auf unbestimmte Zeit.
Um so freudiger überrascht war ich, als ich entdeckte, dass in der Nähe unseres schwäbischen Urlaubsortes ein ähnliches Projekt vor 7 Jahren das Licht der Welt erblickt hatte: Campus Galli bei Meßkirch. Hierbei handelt es sich um die Realisierung des St. Galler Klosterplans, den Mönche vor 1200 Jahren auf der Insel Reichenau gezeichnet hatten. Mit Werkzeugen und Materialien des Frühmittelalters entsteht nun diese Klosterstadt, absolut faszinierend!
Hier kann man gut erkennen, was alles für die Klosterstadt vorgesehen war und nun umgesetzt werden soll. Man kann die Handwerker bei der Arbeit beobachten, Fragen stellen und ihre Geduld bewundern. Ich sage nur: Seilherstellung… nach spätestens einer Stunde würde ich das Handtuch, äh Seil werfen.
Hier betritt man den Klosterbereich
Eimerherstellung
Das Endprodukt
Hühnerstall
Beim Korbflechter
Wässerung der Weiden
Herstellung der „Wanne“
Umfriedung des Friedhofs
mit Schlafmohn
Zaundetails
Sud für den Garten
Seilherstellung
Alles mit Wolle
Weberei
Düppeler Weideschweine
Glücklich!
Hervorragende Rasenmäher…
Das sind die Schindelhersteller. Sie gehören der Gruppe festangestellter Handwerker an, die sich für das Projekt begeistern. Für das einfache Dach, das man unten auf dem Bild sieht, werden weit über 1000 Schindeln benötigt. Die Scheune, die noch gebaut werden wird, bekommt ein riesiges Dach. Daher hat man sich entschlossen, dieses mit Roggenstroh zu decken.
Die Klosterkirche ist das erste größere Gebäude auf dem Campus. Sie ist eigentlich nicht Teil des Klosterplans, sondern würde im Mittelalter nach der Errichtung der Steinkirche abgerissen werden. Das wird hier nicht passieren.
Die Wand ist eine Konstruktion mit…
Nut und Feder
Der Glockenturm steht nebendran
die frühmittelalterliche Bienenkorbglocke wurde extra hierfür gegossen
Die Sonnenuhr zeigt an, wann gebetet werden soll
Im Brandfall können durch Herausziehen der Nägel Balken gerettet werden
In der Töpferei
Außerdem zu sehen: Die Schmiedewerkstatt, Imkerei, Marktplatz (es gibt leckere Dinnele), Drechslerei, die Steinmetzwerkstatt und Details am Wegesrand. Es ist bestimmt interessant, in einigen Jahren wieder vorbeizuschauen und den Fortschritt zu bewundern.
Selten hat man die Gelegenheit, eine Wanderung außerhalb der Heimat zu verschiedenen Jahreszeiten zu erleben. Im November lief ich den „Traufgang“ Ochsenbergtour und heute haben wir das wiederholt. Eine Gegenüberstellung in Bildern:
Leider gab es heute wieder keinen Alpenblick. War wohl ein „Albmonschterle“ dagegen…
Diesmal gesucht: Schöne Landschaft mit abwechslungsreichen Wanderwegen in nicht allzu weiter Entfernung von der Heimat als Erholungsort für den hart arbeitenden Ehemann. Gefunden: Die Schwäbische Alb!
Blick über Albstadt
In dieser Woche haben wir schon einige sehr schöne Wanderungen gemacht, auch entlang der Donaufelsen. Es gibt etliche Premiumwanderwege zu entdecken, aber auch direkt von der Haustür weg finden wir schöne Wege durch Wald und Feld. Bei der derzeitigen Hitze laufen wir ein wenig am Vormittag und Marley darf am Nachmittag die Beine in der Lauchert kühlen. Hier ein paar Eindrücke der letzten Tage.
Gin im Wachstum
An der Lauchert
An der Donau
Obere Donau
Im Laucherttal
Am Abend probieren wir uns durch das hervorragende Bierangebot der Region in Kombination mit leckeren Produkten aus dem örtlichen Hofladen und den nahegelegenen Ziegenhof. Der Mann ist zufrieden und erholt sich…
Unheimliche Begegnung unterwegs: Beinahe hätte ich die Google-Übersetzung zu Rate gezogen. 😉
Und es ist soweit: Das blaue Band von GoogleMaps schlängelt sich Richtung Süden. Eingeplant sind ein paar Gassi-und-Gucken-Stopps:
Malchow, Mecklenburgische Seenplatte
mit einer Brücke, die sich zur Seite klappen lässt
Dessau
Halle
Als abschließendes Highlight hob ich mir das Europa-Rosarium in Sangerhausen am Südrand des Harzes auf. Es bietet die weltgrößte Rosensammlung. Ehrlich: Superschön, aber ich war überfordert…
Hier nur ein kleiner Einblick…
Ausstellung HUND trifft KUNST (natürlich ROSE trifft KUNST)
Das war meine „Tour du Nord“, ein Ersatz für eine geplante Wales-Cornwall-Bretagne-Reise. Fühlte sich dann so gar nicht wie ein Ersatz an, sondern zeigte (mal wieder), welche Vielfalt an wunderschönen Landschaften Deutschland bietet. Schön war’s!
„Unterwegs mit Hund“ heißt es ja. Ich huldigte meinem tierischen Begleiter bereits mit 10 Punkten, die ihn auszeichnen. Wie stand es nun um seine Belange als Hund in den ausgewählten Reisezielen?
Prinzipiell ist die Auswahl an Ferienwohnungen für Hundebesitzer eingeschränkt. Nicht jeder Vermieter möchte Tierhaare in seiner Wohnung, das kann ich schon verstehen. Es wird fast immer ein Aufschlag für das Tier verlangt und der ist im Angebot nicht unbedingt vorher deutlich. So habe ich für Marley zwischen 5 Euro und 10 Euro pro Tag (!) schon alles bezahlt, einmal sogar gekoppelt mit zusätzlichen 20 Euro Reinigungskosten zu einer Endreinigung von ohnehin bereits 30 Euro und das bei einer 25 qm Wohnung. So viel Dreck produziert auch ein Labrador nicht. Es gibt auch Anbieter, die sich auf „hundefreundliche Unterkünfte“ spezialisiert haben.
Wie steht’s um die Bewegungsfreiheit an Stränden? Bei meinen beiden Zielen an der Nordsee gab es ausreichend Hundestrände. Sankt Peter Ording mit den 3 relativ neu geschaffenen Auslaufflächen, in denen Hunde am Strand ohne Leine laufen dürfen, sticht hier sicherlich heraus und ist auch nur durch den riesigen Strand möglich. Auch auf Föhr gibt es genug Hundestrände.
Es gilt prinzipiell: Orte, an denen einander unbekannte Hunde „spielend“ zusammenkommen, bergen immer Risiken. Es kommen Hunde ungefragt auf den eigenen Hund zu. Abhängig von Geschlecht, Alter und persönlicher Veranlagung kann das stressig werden. Marley kann ich an diesen Orten ohnehin nicht ableinen, da er den Ehrgeiz hat, sämtliche Spielzeuge zu annektieren und dann nicht mehr hergeben zu wollen. Optimal für uns wären Hundestrände, an denen Spielzeug verboten ist. Das werden viele Hundebesitzer abwegig finden. Deshalb suchten wir Strände, die nicht zu voll sind und genug Abstand (ist ja sowieso Gebot der Stunde) zum Nachbarn bieten. Da ist die Auswahl an der Ostsee größer, naturgemäß auch deshalb, weil mehr Sandstrände vorhanden sind. Darunter finden sich auch unregulierte Strände, an denen ein entspanntes Miteinander herrscht.
Firmiert in Nordfriesland auch unter „Hundestrand“.
Vorm Oberdeichgrafen haben wir natürlich mords Respekt!
Bei der Beschilderung herrscht ein lustiger und …
freundlicher Umgangston. (In England wurde gleich mit Erschießen gedroht…)
Nicht zu übersehende Beschilderung in Sankt Peter Ording
Und Corona? Aus den Augen, aus dem Sinn heißt es ja. Nach einem Tag im Wald oder an der See drehte ich manchesmal beim Gang zum Supermarkt zum Auto um, weil ich in diesem Moment nicht mehr an das Mitnehmen einer Maske gedacht hatte. In den Ferienwohnungen war fast alles wie immer. Und doch finden sich auch draußen finden Hinweise, dass etwas völlig Neues zum Alltag gehört:
Im Rinnstein, am Strand, auf dem Deich, im Wald, in der Kirche. Überall „entsorgen“, verlieren, vergessen Menschen ihre Nasen-Mund-Bedeckung. Zeichen der Zeit.